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Wirtschaft und Politik funktionieren nicht so, wie wir es uns hinterm Kamin so vorstellen. Und wenn viele nichts verstehen, ist es am einfachsten, einfach mal richtig über die Griechen oder Portugiesen abzulästern, anstatt sich über ein paar wichtig Dinge klar zu werden.


Der Berichterstattung der Medien ist nicht differenziert. Wenn einem hier zunächst die Boulevard Presse einfällt, liegt man bestimmt nicht verkehrt. Aber angeblich objektive Medien informieren nicht differenzierter oder bedienen mit ihrer Meinung die Meinung ihrer Klientel um sich an den Mann zu bringen. Journalismus ist kein Informationsauftrag sondern muss die Sensationsbedürfnisse des Homo Oeconomicus befriedigen. Dementsprechend interessiert uns die Straßenschlacht um Stuttgart 21 mehr als die Brutgewohnheiten des Birkenzeisig.


So berichteten alle Medien im Angesicht des bankrotten Griechenland von den üppigen Besoldungen ihrer Beamten. Richtig ist aber auch:

"Das Lohnniveau ist in Griechenland sowohl im Vergleich mit anderen westeuropäischen Staaten als auch im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten recht niedrig. Dabei gibt es regionale Unterschiede: In Thessaloniki verdient man rund ein Viertel weniger als in Athen, im übrigen Land beträgt der Unterschied sogar 35 Prozent. Angestellte erhalten für einen Vollzeitjob im Durchschnitt gerade einmal 41 Prozent des Gehalts eines Angestellten in Deutschland." (Zitat von der Seite der Bundesagentur für Arbeit)


Und  im Gegensatz zu anders lautenden Informationen liegt das Rentenalter bei 65 Jahren (Männer). Nur wer mindestens 37 Jahre gearbeitet hat, kann früher in Rente gehen. Das reale Rentenalter (wann Menschen tatsächlich aus dem Arbeitsleben ausscheiden) ist auf dem Niveau von Deutschland.  Franzosen sind mit im Schnitt 59 Jahren alle "Frührentner".


Dieses als Einleitung in schwierigere Themen. Warum ist Griechenland Prügelknabe des Euro-Raum.

Bei Betrachtung objektiver Fakten hat Griechenland den höchsten Schuldenstand in Bezug auf das BIP. Das war aber schon die letzten 15 Jahren so. Bis 2006 lag es aber sogar noch hinter Italien. In der Finanzkrise stieg das Defizit vergleichsweise viel stärker als in anderen Staaten der EU. Zweifelsohne hat die Griechische Regierung ihre Hausaufgaben nicht gemacht und Statistiken geschönt.

Ein grundsätzlicher Fehler ist zudem, dass hoch verschuldete Staaten wie Portugal, Griechenland und Italien überhaupt in die Eurozone aufgenommen wurden, bevor sie ihre Wirtschaft in Ordnung brachten.  

 

Diese Probleme waren alle bekannt. Die EU hat sich nach der Euro-Einführung keine notwendigen Maßnahmen getroffen und damit die Krise mit verschuldet. Die Verantwortung tragen die Architekten des Euro, handlungsunfähige Regierungen samt ihren unfähigen Bürokraten. Man unterlag wohl dem Irrtum, dass sich alle Probleme von allein lösen, wenn der Euro erst einmal eingeführt ist.

 

Darstellung: Gefühlte und wirkliche Fakten

Staatsverschuldung in % des Bruttoinlandsproduktes - Deutschland schlechter als Spanien

Staatsverschuldung-BIP.jpg

Quelle: Google

 

Nachdem die wirklichen Defizite 2009 und 2010 ans Licht kamen, regten sich die Finanzmärkte. Allen voran die Rating-Agenturen. Nachdem die Schulden Griechenlands diesbezüglich jahrelang ignoriert wurden (warum, entzieht sich meiner Kenntniss), nahmen die Internationalen Großspekulanten sich den Kandidaten aufs Korn. Binnen von wenigen Monaten stiegen die Zinsen für Staatsanleihen Griechenlands um 5%-Punkte, mittlerweile um über 10%-Punkte gegenüber 2009               

 

sh. Grafik, Quelle: Chronologie der Krise, Bloomberg

http://hw71.files.wordpress.com/2010/04/chart_griechenland1.png

 

Anfang 2010 wurde die Bonität Griechenlands stufenweise heruntergesetzt. Das fatale dabei ist, dass nun  die Möglichkeit Griechenland, sich Geld zu adäquaten Kondition zu beschaffen, enfällt und damit das Risiko eines Staatsbankrotts erheblich steigert. Dies leitet die Euro-Krise ein.

 

Tritt der Fall ein, dass ein Staat im Euro-Raum insolvent wird, so bedeutet dies, dass alle Investoren in griechische Anleihen ihre Einlagen ganz oder teilweise abschreiben müssen. Und dies sind insbesondere Banken aber auch private Investoren und alle diejenigen, die ein Finanzprodukt erworben haben, welches griechische Anleihen beinhaltet und es nicht wissen, da sie den Anlageprospekt nicht gelesen haben (später dann aber die Bank auf Schadenersatz verklagen, weil sie natürlich falsch beraten wurden und nichts verstanden haben. - Sie sehen, ich kann mich in etwas hineinsteigern).

 

Dieser für Griechenland und Investoren sehr unschöne Zustand ist für diejenigen Spekulanten natürlich von Vorteil, die auf einen Verfall der Investitionen gewettet haben. (Geld verdienen durch Schulden, Schulden anderer natürlich). Und nochmals beschleunigen so die Großkapitalisten den Teufelskreis.

 

In dieser präkären Situation mischen sich die Regierungen  ein und denken sich Massnahmen aus, die verhindern, dass ein schon bankrotter Staat nicht wirklich Bankrott geht und man denkt sich einen "Rettungsschirm" aus.

 

Nachdem dringende Kredite zunächst aus dem EU Haushalt aufgebracht wurden, wurde am 7. Juni 2010 die European Financial Stability Facility geboren, deren Rechmässigkeit am 4. August bestätigt wurde.

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  ............ wird fortgesetzt

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag(s) : #Wirtschaft

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