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Ich las gerade einen Artikel über Quantenphysik in dem der Autor behauptete, das sei doch alles ganz einfach zu verstehen, er könne überhaupt nicht nachvollziehen, was es in der Quantenphysik zu mystifizieren gäbe.

Streng wissenschaftlich gesehen stimme ich zu. Ich wehre mich aber dagegen, dass jemand hingeht um anderen Menschen vorzuschreiben, an diesem Thema könne man nichts mystisches entdecken. - Das ist mir zu simpel.
Klar ist der Begriff "Mystik" religiös besetzt und assoziiert, die faktische, streng logische Wissenschaftswelt nicht anerkennen zu wollen.

Ich sehe da jedoch keinen Widerspruch. Selbst unter den besten Wissenschaftlern befinden sich viele, die in den Erkenntnissen, zu denen sie gelangten, letztlich göttliche Größe fanden. Sicherlich ist hier nicht ein Gott nach "menschlichem Bild" mit langem Bart und Allmacht gemeint. Es geht darum, Ehrfurcht davor zu bewahren, dass wir mit all unserer Leistungsfähigkeit viel von dieser Welt mathematisch beschreiben und physikalisch erklären können, aber doch an den Grenzen der Erkenntnis die Wunder dieser Welt erfahren und eben auch unsere Grenze unseres bescheidenen Seins.
Wer behauptet, die Quantenphysik weise keine für uns mystischen Phänomene auf, hat diese Ehrfurcht verloren.

Am Beginn der Quantenphysik standen in der Tat bescheidene Ergebnisse:
Ein heißer Körper hätte eigentlich eine unendliche Energie abgeben müssen da er theoretisch auf unendlich vielen Frequenzen seine Energie abgeben würde. Kann nicht sein, fand der gute Planck heraus, nachdem er Jahre lang versucht hatte, eine Lösung auf Basis der bekannten Physik zu finden. Die einzige funktionierende lösung hieß: Energie kann nur in Päckchen, abgegeben werden. Das Päckchen nannte man Quant und man konnte die kleinste Energie eines solchen Quants physikalisch bestimmen, genannt das Plancksche Wirkungsquantum.

Soweit noch ganz verständlich. Alle weiteren Erkenntnisse der Wissenschaft, die auf dieser ersten Definition gründen benennt man als Quantentheorie und Quantenmechanik. Der Bereich ist so weit, dass er selbst von Spitzenphysikern nicht überblickt werden kann. Deterministische Zeitenwicklung, Verschränkung, Dekohärenz, Bose-Einstein Kondensate, usw.

Was ist Dekohärenz?


Selbst die Physik kann bis heute grundlegende Effekte der Quantentheorie nicht erklären in philosophische Bereiche aus.

Diese wichtigsten offenen Fragen sind:

Warum verhält sich ein einzelner Atombaustein anders als ein Objekt aus diesen Bausteinen?
Gibt es in der Natur Zufall oder sind die Naturgesetze streng deterministisch, d.h. kann es echten Zufall geben?
Kann die Gravitation mit Hilfe der Quantenmechanik erklärt werden?
Kann die Welt inklusive aller beobachtbaren Phänomene mit einer einzigen widerspruchfreien Theorie erklärt werden?
Welche Rolle spielt der Beobachter selbst?


Bleiben wir einmal beim Determinismus. Wenn die Natur es zuläßt (und das ist bis heute nicht abschliessend geklärt), dass alle Zustände im Universum zu einem beliebigen Zeitpunkt eindeutig beschrieben werden können, dann kann man aus dieser Ausgangsposition alle weiteren Ereignisse, also die Zukunft, ableiten. Ist es nicht so, gibt es echten Zufall, aber man muss dann beschreiben, wie dieser Zufall physikalisch definiert ist. Beide Punkte sind nicht final geklärt.
Gäbe es keinen Zufall, so gäbe es auch keine freie Entscheidung, keinen freien Willen (z.B. des Menschen). Gibt es aber den Zufall, so ist eine freie Entscheidung oder der freie Wille ebenfalls  zufällig (d.H. sie lässt sich nicht aus der Ausgangssituation ableiten.)

Das ist der Stoff für den nächsten Artikel "Mein freier Wille ist ein Phantom".



Tag(s) : #Wissenschaft

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